Datenbasis für Hochwassermaßnahmen

Nicht erst die Ereignisse im Ahrtal haben die Dringlichkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen vor Augen geführt. Insofern ist es richtig und wichtig, sich auch und insbesondere auf lokaler Ebene mit dem Thema Hochwasserschutz und dem Schutz vor Starkregenereignissen intensiv zu befassen. Um die richtigen Maßnahmen zum Schutz von Leben und Eigentum der Eppsteiner Bürgerinnen und Bürger zu ergreifen, ist es wichtig, die Gefahren einschätzen zu können. Dafür bedarf es Wissen um die Gefahren mittels einer aussagekräftigen Datenlage. Auf dieser Grundlage können dann Maßnahmen geplant und umgesetzt werden.

Hat man sich in der Vergangenheit bei der Maßnahmenplanung und Umsetzung insbesondere an vorhandenen Hochwasserkarten mit verschiedenen Eintrittswahrscheinlichkeiten orientiert, sind nach Auffassung der FWG auch die vermehrt zu erwartenden Starkregenereignisse selbst stärker in den Fokus zu nehmen. „Ich erinnere dabei insbesondere an das Starkregenereignis in Niederjosbach, bei dem es auch bei Anliegern am Hang zu nicht unerheblichen Wasserschäden an Gebäuden kam und nicht nur durch Wasseransammlungen im Tal“, so der FWG-Fraktionsvorsitzende Magnus Fischer am vergangenen Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung. Diese Risiken können bislang bei der Planung und Umsetzung von schützenden Maßnahmen bestenfalls abgeschätzt werden, da evidentes Wissen über die Wasserwege bei Starkregenereignissen in Hochwasserkarten nicht dargestellt wird.

Nach Auffassung der FWG sind die vorhandenen Datengrundlagen daher derzeit lückenhaft und müssen ergänzt werden. Seit geraumer Zeit nun bietet das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) sogenannte Fließpfadkarten an. Diese zeigen in einer Auflösung von 1 m² eine erste Übersicht der potenziellen Fließpfade, die das Regenwasser bei einem Starkregenereignis nehmen würde. Einbezogen werden Hangneigungen in unterschiedlichen Abstufungen, Landnutzungen und Gebäudeinformationen. Diese Fließpfadkarten sind für Eppstein zum Preis von rund 250 Euro zu bekommen.

Zudem bietet das HLNUG den Kommunen auch sogenannte Starkregen-Gefahrenkarten an: „In Orten mit einer größeren bebauten Fläche reichen die Fließpfadkarten zur Gefahrenabschätzung nicht mehr aus. Hier müssen neben der Topographie und der Landnutzung auch Senken oder Gräben, in denen das Wasser zusammenfließt, sowie kleinräumige Strukturen (zum Beispiel Gartenmauern) die den Oberflächenabfluss beeinflussen, berücksichtigt werden. Diese Karten werden durch Ingenieurbüros auf der Basis von detaillierten hydraulischen Simulationen erstellt. Mit einer Starkregen-Gefahrenkarte erfahren Sie genau, wo sich das Wasser im Fall eines Starkregen-Ereignisses in Ihrer Kommune sammeln würde und welche Gebäude oder Infrastrukturen besonders gefährdet sind.“ Das Land Hessen bezuschusst die Kosten für die Erstellung einer solchen Karte mit bis zu 90 Prozent.

Die FWG hat beantragt, beide Kartenarten für Eppstein unverzüglich anzufordern, um die Planung und Umsetzung künftiger Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Eigentum in Eppstein auf eine valide Datenbasis zu stellen. Unseres Erachtens eine sehr gute Investition für die Bürger dieser Stadt!

In den Beratungen zu diesem Antrag sagte Bürgermeister Alexander Simon zu, ihn inhaltlich umzusetzen, bat aber darum, ihn zunächst zurückzustellen. Um den Erfolg nicht zu gefährden, verbleibt er daher zunächst im Geschäftsgang; der Magistrat berichtet über die weitere Umsetzung.

Magnus Fischer

1 Quelle: www.hlnug.de/themen/klimawandelund-anpassung/projekte/klimprax-projekte/klimpraxstarkregen/fliesspfadkarten

2 Quelle: www.hlnug.de/themen/klimawandelund-anpassung/projekte/klimpraxprojekte/klimprax-starkregen/starkregen-gefahrenkarten